Kategorie: Poem

Fortschritt

Mondschwer

Ausgeschlossen dass der Mond

sich nicht an die Schwerkraft hält
deswegen doch schießen wir in das All all das Geld

dafür muss er neu und voll am Himmel stehen
auf und ab und zu mal untergehen
und sich unendlich schön um unsere schwere Erde drehen

Frühlingsknospen

die gräber müssen regelmäßig gewässert werden

damit die leichen tot bleiben
und uns nicht in den wahnsinn treiben

da hilft der sommerregen schon auch
genau wie der dicke fette wasserschlauch
und an der mauer der bunte gieskannenstrauch

Asphalthunger

Zu uns rollen tagtäglich tausend Tonnen

damit wir sie konsumieren
frisch zubereiten oder auch einfrieren

die Laster quetschen den Asphalt
tun dem Teer und uns Gewalt
wir schimpfen, husten, aber essen müssen wir trotzdem bald

Es wird wieder ein Jahr

Blaue Blumen blühen bunt
denn Wärme strahlt vom Sonnenrund
verbrennt des Winters gefräßigen Schlund

Nach langen Kältemonatsqualen
am Treffpunkt mit den frühen Strahlen

hat das Jahr diese erste Etappe erreicht

Winterkraniche

Von Osten ohne Überschwang
fliegen Vögel wetterlang
durch Kältesang und -klang

trotzen bereit
allzeit der Zeit

mit Frostschutzkittel

Kojunkturelle Bagatelle

Von der Stadtgesellschaft

kaum erhascht und schon verpufft
wie heiße Luft – der Wohlstandsduft

in Berlin
war eh nur Spleen
ein schöner, immerhin

Strassenrandbilanz

Schnell lenken und geschickt ausweichen
bewahrt nicht vor Profilabzeichen
von Autoreifen auf Fahrradfahrerleichen

Wie läßt sich deren Tod vermeiden?
Und der Angehörigen Leiden?

Mit Statistiken am Straßenrand.

fEUER-WERK

Der Stadtstaub saugt die Augen aus

setzt sich fest in Herz und Hirn
trübt Wahrnehmung, lässt Menschen frieren

Stadtstaub macht müde, innerlich wund
wer kann kugelt sich rund
rollt aus der Staubstadt hinaus – und!

Pflasterpflanzen-Ausschlag


Zwischen Ritzen sitzen
Samenkörner die bei Erhitzen
treiben und schwitzen

ausschlagen und sich erheben
als wär es sinnvoll hier zu leben

und zu grünen