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Frühlingsknospen

die gräber müssen regelmäßig gewässert werden

damit die leichen tot bleiben
und uns nicht in den wahnsinn treiben

da hilft der sommerregen schon auch
genau wie der dicke fette wasserschlauch
und an der mauer der bunte gieskannenstrauch

Asphalthunger

Zu uns rollen tagtäglich tausend Tonnen

damit wir sie konsumieren
frisch zubereiten oder auch einfrieren

die Laster quetschen den Asphalt
tun dem Teer und uns Gewalt
wir schimpfen, husten, aber essen müssen wir trotzdem bald

Winterkraniche

Von Osten ohne Überschwang
fliegen Vögel wetterlang
durch Kältesang und -klang

trotzen bereit
allzeit der Zeit

mit Frostschutzkittel

Pflasterpflanzen-Ausschlag


Zwischen Ritzen sitzen
Samenkörner die bei Erhitzen
treiben und schwitzen

ausschlagen und sich erheben
als wär es sinnvoll hier zu leben

und zu grünen

Sterne über Berlin

Meine Augen sahen sie

wovon das alte Lied lieb singt
wenn Winter die Tage verschlingt

außerhalb der sicheren Halle
gingen sie mir in die Falle
in Sternform schöne Schneekristalle

Raumstation über dem Alexanderplatz

400 Kilometer entfernt

kreisen Menschen die Erde ein
in der wirren Hoffnung schneller zu sein

als der Verfall der Erdevolution
doch, wer braucht den Menschen schon
am Ende bleibt kaum mehr ein Ton

Rauchsäulen

Unser Sommerduft ist verpufft
als grabe ein Schuft
gesunde Luft

ein in gefräßige Lungen
und kaum ist der Sommer verklungen

spucken die Feuer

Sommerpfütze

Spitze Mützen schützen
vor Spritzern aus den Pfützen
die sonst Spiegelungen stützen
man sieht den Himmel zittern
Häuserwellen splittern
und stiehlt sich unter einen Baum

Sommerschnee in Berlin

Sommersonnenschübe erleuchten trübe Blüten

zu Unzeiten
während Eingeweihte streiten

ergießen sich die Samen
ohne Erbarmen
und lassen Mensch und Tier erlahmen

Platzrinde

die frechen Fratzen
dieser Spatzen
lassen Rinden reihum platzen
die leise Meise
piept probeweise
ohne Aussicht auf Erfolg