-
Einfach aufgeben, alles sein lassen
Nicht mehr nach den Sternen fassen
Nichts mehr kaschieren
Verpflichtungen ignorieren
Liegen bleiben
Störende Mücken nicht mehr vertreiben
Bis der Sommer kommt!
mit diesem Medikament hat das sterben
aufgehört
zu sterben
war längst unerhört
zerstörte
menschenleben
unvorstellbar klingt es heute
überall nur todgeweihte
jeder würde sterben
wie viel wissen ist in den gräbern versackt
wie viele beziehungen einfach gekappt
durch dieses unbegreifliche ding: tod
aber das war dann vorbei
dank sei gott!
früher regnete es auch
||:aber das darf man ja
heute nicht mehr sagen:||
in fäden regnete es
bis es aufhörte
heute gibt es die wettervorhersage
jeden abend, jeden morgen
jede halbe stunde, jede sekunde
gibt es die wettervorhersage
ständig aktuell und aktualisiert
früher schien auch die sonne
blendete die augen
heute gibt es die sonnenbrille
früher stürmte es
äste fielen auf die champs-elysees
früher fiel schnee
und es hagelte auch
und der wind wehte
heute gibt es an jeder ecke apotheken
mit erkältungsbalsam
Zum dreiundzwanzigsten Jahrestag des kataraktischen Klimawandels pilgern die verbliebenen Klimajünger zum heiligen Berg Montmatre. Die Druckerschwärze der aufgetürmten Klimabücher und Protokollentwürfe haben sie von Hilfskräften sorgfältig abkratzen lassen und kurz vor dem Abflug ins gelobte Land in handgefertigte goldene Urnen umgebettet. Jetzt, am errechneten Zeitpunkt der historischen Sommersonnenwende, stehen die Klimajünger am Abgrund des Gipfels, gen Südwesten gewandt, und bewerfen die tief liegende Sonne mit diesen Reliquien der Vergangenheit – so lange, bis die Werfer endgültig blind sind vom ewigen Blick in die Sonne. Dann machen sie einen Schritt nach vorne, einer nach dem anderen, und statt in den Abgrund zu stürzen stolpern sie über die aufgespannte Hängeinsel zurück zu ihrer Flotte von Helikoptern, und sie fliegen weiter zum vierundzwanzigsten Jahrestag des Klimawandels.
von der zeit her ist es spät
sagt mein teures zeitgerät
jetzt heißt es schnell noch konsumieren
um nicht den Anschluß zu verlieren
denn das Schiff das sich Gesellschaft nennt
auch Zivilisation oder Demokratie
ist längst beim Shoppen eingepennt
betäubt mich fluchs sonst schaff ichs nie
wie alle andren mitzuschlafen
Ziel ist der Siebenschläferhafen
dort wartet nach dem dumpfen Leben
ein unglaublicher Glücksmoment
wonach alle Siebenschläfer streben
tausendfache payback punkte und ipads nur zum halben Preis
dafür hab ich mein Leben gerne verpennt,
für diesen blöden Scheiss